Seiten

Mittwoch, 6. Juni 2012

Medan, Pulau Weh, Banda Aceh, Lhoknga (Sumatra)

Ausblick vom Bungalow, Sabang
Unsere erste Station in Sumatra sollte Medan sein, die drittgrößte Stadt Indonesiens. Unser Flug von Bandung (Java) nach Medan verlief reibungslos. Mit unseren Gedanken immer noch in Batukaras, ging es letztendlich darum, ein geeignetes Hostel zu finden. Am Flughafen griffen wir uns das erste Taxi und fuhren zu einem Hostel namens Pondok Wisata Angel, dessen Referenzen in unserem Guide-Book sehr gut waren. Uns war klar, da wir eben das Paradies verlassen hatten, dass wir wieder in das gewöhnliche Backpacker-Leben zurückkehren mussten.
Transport zum Hafen Banda Acehs
Und so geschah es auch. Das Hostel war in Ordnung, aber auch nicht mehr. Nachdem wir eingecheckt hatten, gönnten wir uns erst einmal eine Mütze Schlaf. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Organisation der nächsten Stopps. Wir entschieden uns, den nächsten Tag noch zum Entspannen zu nutzen und am darauffolgenden Tag nach Banda Aceh weiter zu reisen, da uns Großstädte nicht mehr wirklich in ihren Bann ziehen konnten. An unserem freien Tag lernten wir einen sehr interessanten Menschen in dem Restaurant, das zum Hostel gehörte, kennen. Seine Eltern waren
Ausblick vom Bungalow, Sabang
Inder, er war jedoch in Indonesien geboren worden. Diggi verdient Geld mit Kokosnuss-Öl, das reichlich auf seinen Besitztümern vorhanden ist. Das interessante an diesem Mann war aber nicht sein vieles Geld, sondern seine Leidenschaft für Tiger. Er besitzt eine große Freianlage im Südosten Sumatras, in der er Tigern einen menschenfreien Bereich zur Verfügung stellt, um diese vor dem immer größer werdenden Tourismus und dem immer kleiner werdenden Naturraum zu schützen und vor Jägern, die die wertvollen Tiere nach China verkaufen. 400 Tiger leben in Sumatra wobei sich in dieser Anlage im Moment 26 der
Sumur Tiga Beach vor der Tür
gefährdeten Tiere befinden. Sie können sich dort frei und ungestört bewegen, sind aber für Touristen nicht zu erreichen. Die Anlage befindet sich auf Diggi´s Privatbesitz und wird rein aus seinen Einkünften des Öl-Handels finanziert. Er erzählte uns den ganzen Abend von seinen Tigern und seinen Problemen mit denen er zu kämpfen hat, um diese Anlage aufrecht zu erhalten und um seine tierschützenden Pläne durchzusetzen. Diese Geschichte fesselte Raisa und mich so sehr, dass einige Stunden vergingen. Natürlich haben wir auch einige Biere getrunken, von denen wir jedoch nicht
so schön kann das Reisen sein...
eines bezahlten, da Diggi unsere Rechnung heimlich übernahm. Der Abend endete mit den anderen Hostelgästen im Restaurant bei einem gemütlichen Beisammensein bis spät in die Nacht. Am nächsten Tag hieß es dann auch schon wieder Rucksäcke packen, um mit dem Nachtbus nach Banda Aceh zu fahren. Die Eigentümer des Hostels fuhren uns freundlicherweise an den Busbahnhof, der nicht wirklich in unmittelbarer Nähe war und der, Frühabends in der Rush-Hour, sehr schwer zu erreichen ist. Wir erreichten den Busbahnhof letztendlich doch noch pünktlich und so ging es abends um 18:00 Uhr los
Sumur Tiga Beach
Richtung Banda Aceh. Die Busfahrt war recht unspektakulär, da wir die meiste Zeit schliefen. So kamen wir morgens um 7:00 Uhr in Banda Aceh an. Für diejenigen die es nicht wissen, Banda Aceh ist eine Stadt am nordwestlichen Ende von Sumatra, die durch ihre Negativschlagzeilen am 26. Dezember 2004, auch bekannt unter „Boxing Day“, zu ungewolltem Weltruhm gelangte. An diesem besagten Tag ereignete sich ein verheerendes Erdbeben mit einer Stärke (Magnitude) von 9,1 mit dem Epizentrum 85 km vor der Küste Nordwest-Sumatras, das einen furchtbaren Tsunami zur Folge hatte. Dieser Tsunami rauschte ungebremst und ohne Vorwarnung in die Küstenstadt Banda Acehs und tötete mit seiner unglaublichen Kraft ca. 60.000 Menschen. Insgesamt fielen schätzungsweise 230.000 Menschen dem Tsunami an den weiteren Küstenbereichen des indischen Ozeans (Indonesien, Sri Lanka,
Sumur Tiga Beach vor der Tür
Indien, Thailand, Somalia, Myanmar, Malediven, Malaysia, Tansania, Seychellen, Bangladesch, Kenia) zum Opfer. Neben den vielen Todesopfern in der Stadt wurde zusätzlich alles verwüstet. Kein Stein stand mehr auf dem anderen, Autos wurden ins Meer geschwemmt und die gesamte Vegetation zerstört. Dieses Thema beherrscht noch heute das Stadtbild. Man kann Boote auf Hausdächern sehen, verschiedenste Denkmäler zum Dank an die geleistete Hilfe und auch ein Tsunami-Museum wurde gebaut. Es war schön zu sehen, wie die Menschen diese Naturkatastrophe, natürlich mit viel Hilfe der
im Bungalow
gesamten Welt, inzwischen überwunden haben und wieder in den Alltag zurückgekehrt sind. Die Infrastruktur wurde erneuert, die Häuser wieder aufgebaut und manche Dinge mit neuer Technik auch verbessert, wie beispielsweise die Frischwasserversorgung. Auch der Bürgerkrieg, der vor dem Boxing Day wütete, wurde aufgrund der schwerwiegenden Ereignisse für beendet erklärt. Man muss sagen, dass Banda Aceh heutzutage eine recht moderne, wenn auch sehr ländlich geprägte Stadt ist. Banda Aceh ist zum Mittelpunkt des Tourismus geworden, für die Region und die Inseln, die sich um das
Sumur Tiga Beach vor der Tür
Nordkap Sumatras befinden. Natürlich auch für uns. Nach Erreichen von Banda Aceh schnappten wir uns das erste Transportmittel, das uns an den Hafen bringen konnte, damit wir unsere Reise fortsetzen konnten auf die wunderschöne Insel Pulau Weh, im Volksmund auch Sabang genannt. Unser Taxi war ein umgebauter Roller mit Seitenwagen. Das war sehr lustig auf dem kleinen Teil mit zwei großen und einem keinen Rucksack, zwei Surfboards und natürlich mit Raisa und mir Richtung Hafen zu fahren. Wir hatten Spaß und ich glaube unser Fahrer fand es auch sehr witzig. Zu unserem Glück
Sumur Tiga Beach
schafften wir es, ohne lange zu warten, direkt nach Sabang zu fahren. Die zweistündige Bootsfahrt war etwas wacklig, aber wir meisterten beide die Überfahrt ohne Probleme. Ein Auto-Taxi brachte uns dann auf Sabang zu unserem vorreservierten Resort, ins „Freddies“. Mit einigen Vorschusslorbeeren behaftet, konnte das Resort vollends überzeugen.Wir waren abermals im Paradies gelandet. Schöner kann ein Sandstrand kaum sein. Wir bezogen unseren eigenen Bungalow direkt am feinen, weißen Sandstrand, umgeben von Palmen und dem türkisblauen Meer, das seinesgleichen sucht. Wir waren superhappy über unsere Wahl und machten es uns erst mal so richtig gemütlich. Doch das Beste entdeckten wir erst abends. Es gab ein Dinner-Buffet vom Feinsten. Wir haben auf unserer gesamten Reise kein vielfältigeres und leckeres Abendessen gehabt, als im Freddies. Auf südafrikanische und
Tsunami-Museum, Banda Aceh
indonesische Art zubereitet, gab es köstlichen, frischen Fisch, unglaubliche Bratkartoffeln, Bohnen mit Speck, Curry in allen Variationen, Lasagne, um nur ein paar Köstlichkeiten zu nennen. Wir schlugen uns jeden Abend so die Bäuche voll, dass wir danach für eine Stunden nicht Laufen konnten. Das war es aber wert. Die Tage auf Sabang verbrachten wir mit viel Entspannung und Schnorcheln, wofür Sabang sehr gut geeignet ist. Eine Inselerkundung mit unserem geliehenen Roller brachte uns an den sowohl nördlichsten, als auch westlichsten Punkt Indonesiens, wobei wir des Öfteren mit Affen
Tsunami-Museum, Banda Aceh
kämpfen mussten, die sich, so wie es den Anschein hatte, während wir an ihnen vorbei fuhren, auf den Roller schwingen wollten, um eine kühle Prise mit uns zusammen auf dem Roller zu genießen. Wir, und ich denke auch die Affen, hatten unseren Spaß dabei. Nach fünf super entspannenden Tagen auf Sabang entschlossen wir uns, die Insel zu verlassen, um die letzten Tage vor Ablauf unseres Visa zum surfen zu gehen. Unser Ziel war Lhoknga, ein kleines Dorf etwa 20 km von Banda Aceh entfernt. Auch hier hat der Tsunami seine Spuren hinterlassen. 80% der Bevölkerung dort kam ums Leben. Eine
Regis & Sebi am Strand, Lhoknga
furchtbare Realität. Auf der Fähre von Sabang nach Banda Aceh lernten wir einen Australier kennen mit dem wir uns ein  Taxi nach Lhoknga teilten und der uns auch herzlichst ein kleines Hostel empfahl. „Yudi´s Place“ sollte unsere Unterkunft für unsere letzten Tage in Indonesien sein. Yudi ist ein 30 jähriger Surfer aus Lhoknga, der sein Hostel mit seiner kleinen Familie (Sarah und Benjamin) betreibt. Er ist einer von den wenigen Überlebenden der Tsunami-Katastrophe, der die letzten Jahre mit dem Wiederaufbau zerstörter Häuser und anderer Gebäude beschäftigt war. Seine Leidenschaft ist
Strand von Lhoknga
das Surfen, wie ich sehen durfte, als wir zusammen beim surfen waren. Die Wellen sind einfach brutal. Indonesien-like! Raisa hatte es bevorzugt, die Wellen nicht zu fahren, was auch die richtige Entscheidung gewesen war. Trotz Nebensaison kamen in der Bucht, wo wir zum surfen gingen, richtige Brecher herein. Ich tippe mal auf 10 Fuss (ca. 3 Meter)! Unglaublich schnell vor allem, was die ganze Sache nicht einfacher machte. Nichts desto trotz hatte ich extrem viel Spaß mit Yudi und Regis auf dem Wasser. Die Tage endeten mit gemeinsamen Abendessen, das meistens „Nasi Goreng“ bzw. „Mie
so wird gebaut...
Goreng“ war. Natürlich hatten wir auch unsere größte Freude an Benji (Benjamin), der Yudi´s und Sarah´s 10 Monate alter Sohn ist. So süß der kleine Stöpsel!
Wir hatten uns viel mit dem Tsunami-Unglück beschäftigt, darüber gesprochen, Geschichten gehört und das Tsunami-Museum in Banda Aceh besucht. Zu guter Letzt ereignete sich an unserem letzten Abend in Lhoknga noch ein Erdbeben der Stärke 5,3. Es war zwar nur einige Sekunden kurz, doch trotzdem läuteten bei den Anwohnern bei jedem Erdbeben die Alarmglocken, sodass sich
alle sofort zum Strand begaben, um das Meerverhalten zu kontrollieren.
Schweren Herzens mussten wir jedoch am 06.06. einen weiteren wunderschönen Ort verlassen, da unser Visa auslief und wir schon einen Flug

...
von Banda Aceh nach Kuala Lumpur, Malaysia gebucht hatten. Wir verabschiedeten uns von Yudi und seiner Familie und versprachen wieder zu kommen und machten uns auf den Weg zum Flughafen. Dort wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass unsere Visa schon seit einem Tag abgelaufen war, was zu einer saftigen Nachzahlung führte. Das Wichtigste war jedoch, dass wir ausreisen durften!
Und wieder einmal beendeten wir eine Reise in einem wunderbaren Land. Wir hatten uns in diese Inseln unheimlich verliebt und mit nur positiven Eindrücken und Erinnerungen verabschiedeten wir uns vom tollen Indonesien mit seiner wunderbaren Atmosphäre, der lebendigen Stimmung, den tollen Menschen, dem vielen Lachen und natürlich der schönen Natur. 



Unser Bungalow

Spritz-Tour zum Gapang- und Iboih Beach, Pulau Weh

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen