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Sonntag, 4. März 2012

El Chaltén (Patagonien, Argentinien)

Laguna de Los Tres
Um 5:30 Uhr in der Früh zeigte sich ein sternenklarer Himmel über El Calafate. An diesem Tag starteten wir unseren Dreitagestrip, bei dem wir durch den nördlichen Parque Nacional Los Glaciares wandern wollten, um die Laguna De Los Tres am Fuße des Fitz Roy und die Laguna Torre am Fuß des Cerro Torre zu sehen. Dem guten Wetter nicht ganz trauend, da es hier in sekundenschnelle umschwenken kann, sattelten wir unsere zum trekken umfunktionierten Rucksäcke und stiefelten Richtung Bahnhof.  


die Hinfahrt nach El Chaltén
Der erste Schreck gewährte uns unser geliebtes Taschenmesser, das wir entweder vergessen oder verloren hatten. Die 3 Stunden Fahrt in das Dorf El Chaltén am Fuße des mächtigen Fitz Roy Massivs war sensationell schön. Bei aufgehender Sonne wurden die bis in weite Ferne sichtbaren Schneeberge in rotes Licht getaucht. Bald sah man den Fitz Roy und den Cerro Torre mit ihren charakteristischen Spitzen und unvergesslichen abenteuerlichen Formen. Die Straße führte direkt auf das Massiv zu. Ein selten guter Tag für diese Region, die für ihre stürmischen und widrigen Wetterverhältnisse bekannt ist, erwartete
Blick auf den Fitz Roy vom Weg
Nationalpark Los Glaciares
uns. Und wir hatten wieder unheimliches Glück mit dem Wetter. Der Weg zur Laguna de los Tres war steil und forderte mit den Rucksäcken etwas Kraft. 600 Höhenmeter bei 12,5 km gingen an wunderschönen Landschaften vorbei. Es wurden zerzauste und alte knorrige Wälder, gelb und rot leuchtende Wiesen und
10 Minuten vor Ende des Aufstiegs
glasklare Bäche durchquert. Es ging vorbei an gewaltigen Felsen und Ausblicken auf schöne Täler. Immer wieder tauchte zwischen den Bäumen der gewaltige Fitz Roy auf. Er schien immer mehr zum greifen nah zu werden. Die Überwältigung des Berges steigerte sich mit jedem Blick, wie er immer wieder zwischen Bäumen, Bergen und blauen Lagunen auftauchte. Nach drei Stunden erreichten wir den Campingplatz Poincenot, der inmitten einen urigen Waldes lag, dessen windschützende Funktion wir
Laguna de los Tres und Fitz Roy
Nachts erst zu schätzen wussten. Wir bauten schnell unser Zelt auf, packten unser Essen und die Kamera ein und wagten den letzten sehr steilen Anstieg zur Lagune. Nach einer Stunde Schnaufen bei wunderbaren Ausblicken auf das immer kleiner werdende Tal, erreichten wir das Ende des Anstiegs und sahen ein so wunderschönes Bild des Fitz Roy mit seiner türkisenen Lagune, dass es uns gleich die Sprache verschlug. Der Weg hatte sich komplett gelohnt. Dafür wären wir noch weitere 3 Stunden aufgestiegen! Jede Anstrengung war mit einem Mal verflogen. Der Fitz Roy schien hier
Laguna de los Tres und Fitz Roy
nun wirklich zum greifen nah zu sein. Er thronte mächtig über einem. Die Kombination aus dem hellen Granit des mächtigen Fitz Roy, dem klaren, blauen Himmel und der ruhigen, türkisenen Lagune war an Schönheit kaum zu überbieten. Es war einfach traumhaft. Unbeschreiblich. Weltklasse! Wir aßen mal wieder unser Müsli und genossen den Blick. Steigt man auf den Hügel links der Lagune, hat man den Blick auf die Laguna de los Tres und auf die daneben gelegene Laguna Sucia, die auf sehr unterschiedlichem Höhenniveau liegen. Beide werden von prächtigen eisblauen Gletschern gespeist.
Fitz Roy (3405m)
Oben auf dem Hügel saßen wir über Stunden und genossen die Stille, als die anderen Besucher langsam den Rückweg antraten. Wir lauschten den kalbenden Gletschern und dem Wasser des Gletschertors, genossen die letzten Sonnenstrahlen und ließen die Magie des einzigartigen Ortes auf uns wirken. Kein Bus, Mensch oder Hostel wartete. Wir hatten den Ort ganz für uns. Die Stille der Ortes, die Nähe des Berges, die weite Aussicht im Rücken und die ruhige Atmosphäre machten auch diesen Ort zu einem der Schönsten und Perfektesten. Es war mal wieder ein grandioser Tag gewesen! Einfach
Lag. Sucia und Lag. de los Tres
perfekt! Als wir bei Sonnenuntergang dann den Abstieg begannen, dürften wir noch Zeugen eines 22°Halos, einem Regenbogen um die Sonne, werden. Die Konturen des jetzt schwarzen Massivs kontrastierten jetzt mit dem warmen Abendlicht und tauchten den Ort wieder in ein ganz anderes Licht. Überglücklich rannten wir den Berg herunter und schliefen früh und gemütlich, eingemummelt in unsere Schlafsäcke, ein. Nach 12 Stunden erholsamem Schlaf machten wir uns auf, um den Piedras Blancas Gletscher anzuschauen. Nach einer Stunde und 2,5 km leichtem Wandern erreichten wir den
wohlverdiente Pause auf der Kuppe
Aussichtspunkt auf den Gletscher, der ebenfalls strahlend blau zwischen den Bergen hing. Das Wetter hatte sich deutlich verschlechtert. Die regnerische Nacht hatte viele Wolken und stürmischen Wind mitgebracht- ein Tag wie er hier wohl normal war. Die Wolken hatten den Fitz Roy verschlungen, die Sonne schaute ab und zu durch und ließ den schönen Gletscher erstrahlen. Nach unserem Frühstück (Ratet was? Richtig, Müsli!) mit Aussicht auf den Gletscher liefen wir zurück, bauten unser Zelt ab und starteten den Weg zur Laguna Torre. Der 2,5 stündige Weg ging stetig bergab, an
22°- Halo bei untergehender Sonne
zwei größeren Lagunen vorbei und an den bekannten Wäldern, Wiesen und Felsen. Als wir dann am Campingplatz De Agostini angekommen waren, hatte sich das Wetter kaum geändert und gab leider den Blick auf den Cerro Torre nicht frei. Ein eisiger Wind wehte. Wir versteckten uns hinter einer Steinwand und warteten, ob sich neben den gigantischen Gletschern Glaciar Grande und Glaciar del Torre auch noch der Cerro Torre zeigte. Doch leider gaben ihn die Wolken nicht frei. Frierend, und Raisa mit Mütze und Schal, schliefen wir ein. Der Regen peitschte gegen unser Zelt und der Wind rüttelte
Unser Campingplatz
unaufhörlich an demselben. Um 7:30 Uhr des nächsten Morgens liefen wir mit Sack und Pack zurück nach El Chaltén. Nach 15 Minuten Laufen passierte dann das Unglück: Sebastian knickte auf einem glitschigen Stein um. Mit immer schlimmer anschwellendem Fuß und höllischen Schmerzen musste er zwei Stunden nach El Chaltén laufen. Der kleine Unfall hatte kein schönes Ende unseres sonst so traumhaften Trips übrig gehabt. Ein sensationell klarer, strahlender und perfekt geformter Regenbogen, der das ganze Tal überspannte heiterte die Stimmung etwas auf. Von Sebastian tapfer und grandios
Blick in das Tal


gemeistert kamen wir dann in El Chaltén an. Sebastian hätte keinen Schritt weiter machen können. Der Bus fuhr uns zurück nach El Calafate. Nach Spaghetti Bolognese und Organisatorischem packten wir unsere Sieben Sachen, um am nächsten Tag den Flieger zurück nach Buenos Aires zu nehmen. Jetzt warten wir gerade darauf, vom Flughafentransfer abgeholt zu werden. Sebastians Fuß liegt ganz blau auf dem Stuhl. Trotz dem kleinen Zwischenfall hatten wir eine perfekte Zeit, die kein blauer Fuß trüben kann. Wir sind einfach überwältigt von der Schönheit und Vielfalt Patagoniens. Wir werden sicher wiederkommen.

der das ganze Tal überspannende Regenbogen





Panorama: links Laguna Sucia, rechts Laguna de los Tres am Fuße des Fitz Roy Massivs

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